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Die Rebellion
106 Min.
Verfügbar bis zum 31/01/2025
Vom hochdekorierten Kriegsinvaliden zum nihilistischen Rebellen: Michael Haneke verfilmt Joseph Roths satirisch-tragischen Kurzroman über die österreichische Gesellschaft der 1920er Jahre.
Der 45-jährige Soldat Andreas Pum kehrt aus dem Ersten Weltkrieg heim – hochdekoriert, aber mit einem amputierten Bein. Er ist stolz, dem österreichischen Kaiser auf dem Schlachtfeld gedient zu haben und baut auf die Gerechtigkeit Gottes und der Regierung, die ihn schon versorgen wird. Doch dies erweist sich als Irrtum. Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsspital bietet ihm die Stadt Wien lediglich einen Platz im Armenhospiz und eine Lizenz als Drehorgelspieler an. Andreas lernt den arbeitslosen Dreher Willi kennen, der von der Hand in den Mund lebt und ihm eine Bettstelle in dem Verschlag anbietet, den er sich mit seiner Freundin Klara teilt; die Kassiererin hält sich und ihren Freund mittels Prostitution über Wasser. Trotz allem bleibt Andreas guter Dinge; er will ja ein anständiger Bürger sein. Dann winkt ihm sogar das Glück, als er sich in die gutaussehende Witwe Katharina verliebt. Doch als er in der Straßenbahn von einem feinen Herrn schikaniert wird, wendet sich das Blatt. Erstmals hinterfragt Andreas sein Schicksal und seinen Glauben ans Gute und wird vom Obrigkeitshörigen zum nihilistischen Rebellen.
Kopfüber in den Nihilismus
Michael Hanekes TV-Drama ist die wortgetreue Verfilmung von Joseph Roths gleichnamigem Kurzroman aus dem Jahr 1924, dessen ironisch-scharfzüngiger Ton im Off-Kommentar zu hören ist. Es ist die Geschichte eines kafkaesken Antihelden, eines schlichten und gutgläubigen Menschen, der auf die Obrigkeit baut und sich vor „Heiden“ in Acht nimmt; eines Demütigen, den die Demütigung durch Armee, Polizei und Justiz schließlich auf die andere Seite treibt. Vom naiv-devoten, stets um Anpassung bemühten Bürger wird er zum Rebellen wider Willen, der bei der „Gilde der Verbrecher“ im Gefängnis landet und Gott abschwört. Eine grausame Metapher für die moribunde österreichische Gesellschaft, die Haneke auch formal zur Geltung bringt: Pums Höllenfahrt in den Nihilismus filmt er in Schwarzweiß mit Sepiatönen und einer expressionistischen Ästhetik, die an Pabst und Murnau erinnert.
Mit
Thierry van Werveke
Branko Samarovski (Andreas Pum)
Judith Pogany
Udo Sammel (Erzähler)
Regie
Michael Haneke
Drehbuch
Michael Haneke
Autor:in
Joseph Roth
Produktion
ORF
WEGA-Film
Kamera
Jiri Stibr
Heinz Menschik
Schnitt
Marie Homolkova
Marie Haider
Kostüme
Erika Navas
Herstellungsleitung
Werner Reitmeier
Maske
Paula Schmidt
Claudia Herold
Ton
Karl Schlifelner
Eduard Hofman
Bühnenbild / Ausstattung / Bauten
Christoph Kanter
Land
Österreich
Jahr
1993