Die Perlenstickerinnen

Die 17-jährige Claire ist von zuhause ausgezogen und verdient sich ihr Geld als Kassiererin in einem Supermarkt. Von den Arbeitskollegen ist der Teenager ebenso genervt wie von der Mutter. Deshalb verheimlicht das junge Mädchen seinem Umfeld auch, dass es schwanger ist. Stattdessen erzählt Claire allen, sie leide an Krebs: Die körperlichen Veränderungen seien eine Nebenwirkung des Cortisons, das sie aufgrund der Erkrankung nehmen müsse.

Eines Tages hat es Claire jedoch satt, sich immer wieder neue Lügen ausdenken zu müssen: Sie beschließt, ihren Job aufzugeben und plant, ihr Kind anonym zu entbinden. Anschließend will sie es zur Adoption freigeben. Immer mehr flüchtet sich das rothaarige Mädchen, dessen größte Leidenschaft die Stickerei ist, in die Einsamkeit. Auf Anraten ihrer Freundin Lucile bewirbt sich Claire erfolgreich bei der armenischen Stickerin Madame Mélikan, die für die Haute Couture arbeitet. Die ältere Frau lebt zurückgezogen in ihrem Haus. Sie hat erst vor kurzem ihren Sohn bei einem Motorradunfall verloren.

Madame Mélikan ist von Claires Fingerfertigkeit begeistert und die beiden Frauen nähern sich über die Stickerei nach und nach einander an. Die von harten Schicksalsschlägen gebeutelten Frauen geben sich gegenseitig Halt. Der Weg zurück ins normale Leben ist für beide jedoch lang und steinig.

Mit "Die Perlenstickerinnen" ist Eléonore Faucher ein höchst poetischer Film über menschliche Höhen und Tiefen gelungen. In stimmungsvollen und ausdrucksstarken Bildern erzählt die Regisseurin die Geschichte von einer Frau, die bald Mutter wird und einer, die bis vor kurzem Mutter war. Fauchers Erstlingswerk besticht durch seinen emotionalen Tiefgang: Es ist ein Film über Freundschaft, Liebe und Verlust. Mit viel Feingefühl inszeniert die Regisseurin die Begegnung zweier unterschiedlicher Frauen, die ihre Passion für die Stickerei verbindet.

Die Stickerei hat in Fauchers Film den Status einer eigenen Figur. Der ruhige Erzählstil und die meditativen Landschaftstableaus kontrastieren mit den schnellen, farbgewaltigen Sequenzen, in denen die Stickereien entstehen: Handwerkskunst auf höchstem Niveau, die Faucher kongenial ins Bild gesetzt hat. Ein opulentes und atemberaubendes Feuerwerk.