A Criminal Affair - Staffel 1 (1/8)

2005 starben vier Jugendliche aus der Gemeinde Saint-Bruno, einer ländlichen Ortschaft nördlich von Montreal, bei einem Autounfall. Als einziger Überlebender wurde Jeremie Parenteau, der Sohn des damaligen Bürgermeisters, der am Steuer saß, kurz darauf ermordet. Nach einer schlampigen Untersuchung wurde der junge Alex Godin wegen dieses Mordes verurteilt, doch seine Mutter Catherine glaubte immer an seine Unschuld. Fünfzehn Jahre später erhält sie Besuch von zwei Polizisten. 

Brennende "Cold Cases"

Es sei daran erinnert, dass Québec trotz seiner frankophonen Sprache ein nordamerikanisches Land ist. Alle Zutaten der besten amerikanischen Cold Cases finden sich auf der Speisekarte dieses ersten Kriminalfalls, der in Wirklichkeit mehrere, geschickt ineinander verschachtelte Fälle umfasst. Ein guter Thriller zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass er die Zeit, in der er spielt, und vor allem ihre unanständigen Seiten darstellt. Die beiden Staffeln der Serie aus Quebec erfüllen diese Herausforderung unter anderem dank ihrer gut durchdachten Handlung und ihrer soziologischen Gründlichkeit. Hier der gewöhnliche Rassismus in einer Kleinstadt und die Machenschaften ihrer Honoratioren, dort vor dem Hintergrund der Rivalitäten innerhalb der Polizeihierarchie von Montreal die Gewalt gegen Frauen, auch in den eigenen Reihen. Da auch andere Missstände, die die Institution in Verruf bringen, thematisiert werden, wird in Une affaire criminelle dem Bureau des enquêtes indépendantes (BEI), der 2016 gegründeten Polizei der Provinz, viel Platz eingeräumt. Céline Bonnier (Catherine Godin), Alice Moreault und Julie LeBreton (die gequälten Ermittlerinnen der zweiten Staffel) sind überzeugend, loyal gegenüber ihren Angehörigen und freiheitsliebend.