Polen - Leben in Mikrowohnungen
"Wenn ich niese, wünscht mir mein Nachbar im Treppenhaus Gesundheit", lacht Patrycia Łepkowska. Die 23jährige Studentin lebt in einem Mikroapartment im Warschauer "Hong Kong", wie ihre Siedlung genannt wird. Viele der winzigen Apartments in den Hochhäusern sind dunkel und teuer. Aber für die Mieter meist alternativlos. Die Reportage zeigt, wie es sich in den Mikrowohnungen lebt.
Dieser Beitrag der ARD ist Teil von The European Collection, einer gemeinsamen Initiative öffentlich-rechtlicher Medien in Europa (ARD, ARTE, France Télévisions, SRG SSR und ZDF), koordiniert von ARTE.
Der Trend zu immer kleineren Wohnungen wird in Polen "patodeweloperka", krankhafter Wohnungsbau, genannt. Monströse Häuserkomplexe mit Mikroapartments entstehen im ganzen Land. Ein Beispiel dafür ist die Siedlung BliskaWola Tower, die auch Warschauer "Hong Kong" genannt wird. PatryciaŁepkowska wohnt seit vier Jahren dort. Sie hat gerade mal eine halbe Stunde Tageslicht, nur 20 Meter trennen sie von den Nachbarn gegenüber. Privatsphäre genießt Patrycia zu Hause nicht. "Wenn ich niese, wünscht mir mein Nachbar im Treppenhaus Gesundheit", lacht PatryciaŁepkowska. Insgesamt zehntausend Menschen wohnen im Warschauer "Hong Kong" dicht an dicht.
Neue Mikrowohnungen gibt es auch in Posen, Breslau und anderen polnischen Ballungsgebieten, in denen ein akuter Wohnungsmangel herrscht. Altbauwohnungen teilen die Vermieter mehrfach, einzelne Apartments sind dann nur noch neun Quadratmeter groß. Dabei muss eine Wohnung nach dem polnischen Baugesetz mindestens 25 Quadratmeter haben. Einige Immobilienentwickler umgehen diese Vorschrift und melden kleinere Wohnungen einfach als Gewerberäume an. Wie lebt es sich in den Mikroapartments?
Die Reportage besucht Bewohner, trifft Vermieter und Stadtaktivisten, die gegen den Trend kämpfen.
Autor:in
Mike Plitt
Land
Polen
Jahr
2023
Gesellschaft | The European Collection