Neil Young verschrieb sich vor einigen Jahren der Aufgabe, gute Soundqualität vor dem Aussterben zu retten. Der engagierte Folksänger aus Kanada stellte fest: Speicher- und Übertragungstechnologien werden immer besser, doch um das Hörerlebnis schert sich scheinbar keiner mehr. Was ist passiert? Wer hat sich gegen unsere Ohren verschworen? 2014 wollte Neil Young einen Streaming-Dienst namens „Pono“ ins Leben rufen, der Musik in hochwertiger Soundqualität anbieten sollte. Doch das Projekt wurde im Keim erstickt – laut Young von den Plattenfirmen, die „Pono“-Nutzer*innen stärker zur Kasse bitten wollten als Abonnent*innen herkömmlicher Streaming-Dienste. Angesichts der Tatsache, dass Künstler*innen die Plattformen sonst eher für ihre niedrigen Tarife – und die damit einhergehende geringe Vergütung – kritisieren, kann man da schon mal sein Latein verlieren.
Für Neil Young soll Musikhören ein emotionsreiches Erlebnis bleiben – eine innere Reise, bei der sich ganz neue Welten eröffnen. Eine MP3-Datei sei nur ein schwaches Abbild dessen, was analoge Musik einst sein konnte; ein bescheidener Ersatz für das Wunder, das sich dereinst beim Plattenhören vollzog: „Analoge Musik ist wie eine Reflexion; wie ein See, in dem sich bei ruhigem Wetter die Landschaft spiegelt“, erklärt Young. „Digitale Musik ist nur eine billige Replik.“ Scheint, als sei komprimierter Sound für echte Musikfans etwa so verdaulich wie Sojageschnetzeltes für überzeugte Fleischesser. Doch ist der Unterschied wirklich hörbar? Und warum ist das MP3-Format trotzdem so beliebt? Am Anfang der Audiokompression stand vor allem ein Problem: mangelnder Speicherplatz. Also griff man zu technischen Tricks und komprimierte Audiodateien so, dass ein Abspielgerät bei gleicher Größe plötzlich nicht mehr 300, sondern 3000 Titel speichern konnte. Die Einführung des MP3-Standards veränderte die Hörgewohnheiten radikal – doch wie so oft ging Quantität auf Kosten der Qualität: Die Kompression erfolgte blockweise, und Signale oberhalb einer gewissen Frequenzschwelle wurden einfach gelöscht. Warum das kaum einem auffiel? Entweder, weil die gelöschten Frequenzen vom menschlichen Gehör sowieso nicht wahrgenommen wurden. Oder weil das Gehirn die fehlenden Komponenten einfach ergänzte ... Der Kompressionsalgorithmus wurde nach psychoakustischen Grundsätzen konzipiert und unter anderem an einem Hit von Suzanne Vega getestet. Stellt euch vor, ihr müsstet zehn Mal am Tag dieses Lied anhören … fraglich, welche Frequenzen ihr dann noch wahrnehmen würdet!