Was ist laut Baronin von Rothschild beim Ehebruch zu beachten? Wie kackt man richtig in den Wald? Und wie verarbeitet man seine Mutter zu Salat? Antworten liefert diese Vintage-Readlist, eine Liste ungewöhnlicher und zu Unrecht in Vergessenheit geratener Bücher.
Man soll ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen („don’t judge a book by its cover“), wie es in den USA heißt. Wir haben diesen Leitspruch ins Gegenteil verkehrt und euch für diesen Sommer eine Liste von Büchern zusammengestellt, deren Cover uns im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen haben.
Roland Topor, "La cuisine cannibale" (Die kannibalische Küche)
„Mama auf beide Wangen einen Kuss geben, sie dann in zwei Teile schneiden
Mit kochendem Wasser übergießen
Den lieb lächelnden Kopf entfernen – er könnte Ihnen den Appetit verderben – sowie die Wirbelsäule und alle Knochen, die entfernt werden können
Die gekochten Kartoffeln in Scheiben schneiden und als Salat zubereiten
Die in mundgerechte Stücke zerteilte Mutter mit dem Salat vermengen und vor dem Servieren mit Olivenöl beträufeln.
Nicht vergessen, auf der Servierplatte ein Bett aus einigen weißen Rosen anzurichten. Die Blumen werden das Tischtuch vor Schmutz schützen, und außerdem mochte Mama sie so gerne.“
Ein bisschen krasser und morbider als Jamie-Oliver-Kochbücher ist dieses Menschen-Kochbuch des französischen Skandal-Zeichners Roland Topor. Hier werden alle Bedenken zum Thema Fleischkonsum mit dem Metzgerbeil zerhackt und wird mit viel schwarzem Humor das letzte kulinarische Tabu ausgekostet. Rezepte wie „Kopf vom Chef auf Püree“, „Bauernpastete“ oder „Irren-Suppe“ dürfen da nicht fehlen. Nächstenliebe geht durch den Magen. Zu Tisch!
Roland Topor und André Ruellan, "Die Kunst zu sterben"
Die logische Konsequenz nach dem genussvollen Verspeisen der Mutter, oder: wie man mit diesen neun imaginären Lektionen am stilvollsten zu Tode kommt. Von Ruellan, der vor seiner Schriftstellerkarriere Arzt war und mit Zeichnungen von Topor, die mit Fug und Recht „Panikzeichnungen“ genannt werden dürfen.
Nadine de Rothschild, "Heureuse, et pas fâchée de l’être" (Glücklich und froh darüber)
Es stimmt, Nadine sieht auf dem Titelbild ihres kleinen Glücksratgebers für die brave Ehefrau wirklich glücklich aus. Ist sie so glücklich, weil sie ihre Vorhänge erfolgreich in ein XXL-Cocktailkleid umgenäht hat, das sie stolz auf einem Buchcover präsentieren kann? Natürlich nicht. Frau Baronin ist deswegen so happy – wie auch ihr, Mädels, wenn ihr ihren Ratschlägen folgt –, weil sie nach 25 Ehejahren ihrem Gatten noch immer gefällt. Ihr Geheimnis: Das Wissen, am zugewiesenen Platz zu bleiben und dem Mann niemals Konkurrenz zu machen. Der Rat der Königin großbürgerlicher Lebensratgeber lautet daher: Immer einen Schritt hinter dem Mann gehen. Nadine weiß eben, was dem Weib geziemt, und dieses Wissen gibt sie gerne weiter: „Männer sind dafür gemacht, Geld zu haben! Frauen nicht. Frauen sind dafür gemacht, um Geld zu bitten“ (vor allem, wenn man mit einem der reichsten Schweizer-Franzosen verheiratet ist). Diese Aussage stammt von 1987 und selbstverständlich war bis zu diesem Zeitpunkt weder die sexuelle Revolution noch zwanzig Jahre weibliche Emanzipation bis zum Anwesen der Rothschilds vorgedrungen. Für Frauenzimmer, die sich auch mal in außerehelichen Betten herumtreiben, hat die Scheidungsgegnerin Nadine einen eindeutigen Rat: „Ehebruch ist möglich, allerdings darf ihn eine Frau niemals zugeben. Selbst wenn sie bei frischer Tat in einem Bett dabei ertappt wird, muss sie es verneinen: ,Nein, das bin nicht ich‘“. Big up, Nadine!
Kathleen Meyer, "How to shit in the Woods" (Wie man im Wald sch…)
Nein, das ist kein Witz, im Gegenteil: Dieser Scheiß-in-den-Wald-Ratgeber von 1989, unverzichtbar für jeden Trekker der Welt, ist ein internationaler Bestseller. Wir ersparen euch die Details dieser Hommage an eine „verlorengegangenen Kunst“, die es offensichtlich wiederzuentdecken gilt.
Donald L. Wilson, "Natural Bust Enlargement With Total Mind Power" (Brustvergrößerung durch Geisteskraft)
Noch einmal: Nein, das ist kein Witz! Dieses Buch wurde sogar von einem echten US-amerikanischen Doktor geschrieben, einem gewissen Donald L. Wilson (was uns darin bestätigt, dass es höchste Zeit ist, eine Studie über den Zusammenhang von irrationalem Verhalten und Namensvetternschaft mit der berühmten Disney-Ente durchzuführen). Der hier erwähnte Donald stellte sich 1979 eine grundlegende Frage: Wenn es stimmt, dass wir nur 10 % unseres Gehirns benutzen, warum verwendet man die restlichen 90 % dann nicht darauf, Busen zu vergrößern? (Wirklich, warum nicht? Es wäre schließlich irrsinnig, diese Energie dazu zu nutzen, Krebs zu heilen oder den Welthunger zu bekämpfen). Außerdem hat der Doppel-D-Professor eine ganz einfache Methode, die auf Selbsthypnose basiert: „Stellen Sie sich vor, Sie sind vor einem Spiegel. Sie betrachten das Spiegelbild ihres Busens. Wenn Sie Ihre Hand auflegen, spüren Sie, wie er größer geworden ist. Und Sie sehen ein zufriedenes Lächeln auf Ihrem Gesicht.“ Et voilà, das war‘s auch schon. Und am Ende kann Donald noch damit angeben, dass seine Methode im Gegensatz zur plastischen Chirurgie ganz natürlich ist.
Gary Leon Hill, "How People Who Don’t Know They’re Dead attach themselves to unsuspecting bystanders and what to do about it" (Wie Menschen, die nicht wissen, dass sie tot sind, in nichtsahnende Personen eindringen und was man in diesem Falle tun kann)
Ah, das ist doch mal ein originelles Thema! Ja, was tut man, wenn ein Toter, der nicht weiß, dass er tot ist, euren Körper in Beschlag nimmt? Laut diesem Buch geschieht dies häufiger, als man annehmen mag. Zum Beweis zitiert diese Abhandlung zahlreiche Fälle, die vom Psychologen Wally Johnston und der Krankenschwester Ruth Johnston untersucht wurden. Die beiden US-Amerikaner waren seit den 70er Jahren damit beschäftigt, Tote zwischen den Welten zu vertreiben und sie woanders spuken zu lassen. Die sogenannten „Tramper“ kamen oft auf gewaltvolle Art (Unfall, Mord) oder in anormalem Zustand (große Wut, Drogenrausch) ums Leben. Sie wissen nicht, dass sie tot sind, daher sucht sich ihre Seele in der fleischlichen Hülle des nächstbesten Körpers eine neue Zufluchtsstätte. Seid also gewarnt, denn auch wenn man gerne davon träumt, seinen Körper Amy Winehouse oder einem edlen Prinzen zu überlassen, so ist es um 99,9 % wahrscheinlicher, dass man seinen Körper plötzlich mit seiner griesgrämigen und rassistischen Tante Frieda teilen muss, die sich ihr ganzes Leben von Dosengemüse ernährte. Es ist also durchaus sinnvoll zu wissen, wie man diese Geister wieder zurück ins Jenseits befördert – sofern man sich nicht selbst dort befindet.