Mit offenen Daten - Fentanylhandel: Chinas doppeltes Spiel

Einblick in unsere Arbeitsweise

Fentanylhandel: Chinas doppeltes Spiel

Einblick in unsere Arbeitsweise

Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist ein Bericht des House China Committees, eines Sonderausschusses des US-Repräsentantenhauses, zum Thema Fentanyl und der Rolle Chinas dabei. Gegründet wurde der Ausschuss wurde 2023 zur Untersuchung und als Reaktion auf den wachsenden Einfluss Chinas in verschiedenen Bereichen, darunter Wirtschaft, Technologie, Verteidigung und Menschenrechte.

 

Dem Bericht zufolge produzieren chinesische Unternehmen angeblich 97 % allen illegalen Fentanyls, das in die USA gelangt. Faktisch erwies sich der US-Bericht jedoch als tendenziös und enthielt falsche oder oft nicht überprüfbare Informationen – unter anderem, die Kommunistische Partei Chinas würde chinesische Produzenten der Vorläuferstoffe direkt subventionieren. Unsere Recherchen konnten diese Behauptung nicht bestätigen, was die US-Regierung inzwischen auch selbst festgestellt hat.

 

Ein weiterer Artikel der Brookings Institution vom Februar 2024 zur Wiederaufnahme der Zusammenarbeit zwischen China und den USA beim Anti-Drogen-Kampf warf Fragen auf. Die Aufkündigung dieser Zusammenarbeit an sich war schon eine Information, doch die Gründe dafür, nämlich der Besuch Nancy Pelosis in Taiwan, legten den Schluss nahe, dass China versucht, dadurch Druck in anderen Bereichen auszuüben.

 

Fentanylhandel von China in die USA

 

Die chinesische Chemiebranche ist die größte der Welt. Laut einer Studie des Verbandes der Europäischen chemischen Industrie CEFIC von 2021 hat sie einen Gesamtumsatz von 1,7 Billionen US-Dollar erwirtschaftet – das sind etwa 43 % des damaligen Welthandels – Tendenz: von Jahr zu Jahr steigend. Bei einer Bestellung über diese Websites kommen alle Waren höchstwahrscheinlich aus China.

 

Die Online-Verzeichnisse sind die aus dem Ausland sichtbaren Fassaden des chinesischen Internets; das, wiederum, ist nur für Chinesen zugänglich und wird streng kontrolliert. Sie ermöglichen Industrieunternehmen und chinesischen Zwischenhändlern – Brokern – den globalen Handel mit legalen und illegalen Chemieprodukten.

 

So sind auf dem chinesischen Festland bestimmte Suchmaschinenanfragen zu Fentanyl angeblich gesperrt – nicht so, jedoch, im Ausland. Laut einer Studie der Forschungsakademie des Toronto Citizen Labs scheint es eine gewisse Zensur bei inländischen Fentanyl-Transaktionen zu geben (z. B. „Fentanyl + Zahlung vor Ort“). Allerdings nicht für die Vorläuferstoffe von Fentanyl, CAS-Nummern und Produktkennnummern.

 

Eine ganze Reihe von Vorläuferstoffen belegt China regelmäßig mit einem Exportverbot. Aber für das im Film erwähnte „N-Benzyl-4-piperidon“, sind jede Menge Alternativen verfügbar, und jeden Monat werden neue entdeckt. Zur Identifikation als mexikanischer Verkäufer ist den Verkäufern [in China] eine mexikanische Telefonnummer Beleg genug – was bei vielen Smartphone-Apps mittlerweile ein Kinderspiel ist.

 

Manchmal war kaum festzustellen, mit wem wir es zu tun hatten, mit Verkäufern in den Fabriken oder mit Zwischenhändlern. Die Verkäufer, mit denen wir kommunizierten, sprachen oft sehr gutes Englisch; ihre Nummern fanden sich häufig auf mehreren Websites in Anzeigen verschiedener Unternehmen.

 

Dies legt den Schluss nahe, so eine Reuters-Recherche, dass man es häufig mit Händlern zu tun hat, die für viele verschiedene Zulieferer arbeiten – und zwar außerhalb der Fabriken. Aufgrund des schwierigen Zugangs zum chinesischen, durch eine Firewall vom World Wide Web abgeschotteten Internet, war auch das Firmengeflecht hinter zahlreichen Briefkastenfirmen kaum zu überprüfen.

 

Die chinesische Diplomatie und Fentanyl

 

Wir haben stundenlange Vorträge chinesischer Regierungssprecher auf mögliche Zusammenhänge zwischen der Kooperation beim Anti-Drogen-Kampf und anderen Themen analysiert. Abgesehen von der Uigurenfrage fanden wir weitere aktuelle Beispiele für diese Fentanyl-Diplomatie, insbesondere beim Thema Taiwan. Im April 2024 erklärte ein Sprecher des [chinesischen] Außenministeriums nach der Abstimmung des US-Kongresses zur Militärhilfe für Taiwan: „China lehnt die Annahme und Unterzeichnung eines Militärhilfepakets durch die USA, das negative Informationen über China enthält, entschieden ab. Das Paket befürwortet Sanktionen gegen China, missachtet aber die enormen Anstrengungen Chinas, den USA bei der Lösung der Fentanylkrise zu helfen.“

 

Nitazene: synthetische Opioide für Europa ein Anlass zur Sorge

 

In Europa stellt Fentanyl für die öffentliche Gesundheit kein großes Problem dar. Dagegen ist eine bestimmte Gruppe synthetischer Opioide aus China auf dem Markt aufgetaucht: sogenannte Nitazene. Im vergangenen Jahr waren sie in mindestens 300 Fällen in Europa die Todesursache – der Stoff ist 10- bis 50-mal stärker als Fentanyl und bereitet den Behörden große Sorgen. Obwohl China den Export von Nitazenen verbietet, konnten wir mit einigen Händlern sprechen, die behaupten, eine Lieferung nach Europa sei für sie kein Problem.

 

Quellen und nützliche Links:

 

 

 

 

 

  • Umfrage von Elliptic, einem Unternehmen, spezialisiert auf die Analyse der Blockchain sowie die Rückverfolgbarkeit von Kryptotransaktionen, zu chinesischen Lieferanten (Mai 2023): Chinesische Unternehmen, die die Fentanyl-Epidemie anheizen, erhalten Millionen in Kryptozahlungen

 

 

 

 

Weitere Informationen zum Fentanylhandel:

 

 

 

Weitere Artikel: